Ich muss sagen, hier zu sein, in Lissabon einer Stadt, die so sehr seine Lebensunterschiede zeigt, ist schon krass
Achtsam Vollgas geben, Tag 6 Lissabon
Einer der Gründe, warum ich hier in Portugal bin, ist, hier unterschiedliche soziale Projekte fotografisch zu begleiten. Aber hey, wir sind in Portugal und da dauert alles etwas länger, was für mich so viel bedeutet, Geduld zu praktizieren. Ich habe schon immer bemerkt, dass Geduld nicht unbedingt meine stärkste Seite ist, und so verwundert es mich im Grunde genommen überhaupt nicht, dass mich das Leben genau darauf stößt. Herzlich willkommen Ungeduld.
Nun, es ist gar nicht so einfach die entsprechenden Zusagen der jeweiligen Projekte für die Fotosessions zu erhalten, denn hier geht es natürlich auch darum Menschen in sozialintensiven Situation zu fotografieren. Hier sind Kinder und Erwachsene involviert, die teilweise aus sozial benachteiligten Verhältnissen kommen und diese wollen natürlich besonders geschützt werden. Und trotzdem, wenn man genau darauf schaut, so gehen die Menschen insbesondere mit Kindern sehr freundlich und sehr direkt um.
Was meine ich damit?
Ich meine ganz einfach damit, dass es hier ganz normal ist, für Lehrer oder Erzieher, Kinder in den Arm zu nehmen oder ihnen auch einen Kuss zu gehen. Und doch kann ich das alles verstehen, wenn es bezüglich der Zusagen genau diese Menschen zu fotografieren, es noch Hürden zu überwinden gibt. Es geht immer um Vertrauen dabei.
Klar, ich spüre schon in mir eine gewisse Frustration, denn alles, was ich tun möchte, ist ja die Verbindung oder in anderen Worten das, was sich real zeigt zu fotografieren. Mir geht’s nicht darum gestellte Bilder der freiwilligen Helfer und den Personen in den Projekten zu produzieren, sondern darum, die Liebe und Fürsorge derselbigen festzuhalten. Und ja, unsere Absicht ist es auch, dadurch natürlich auch neue freiwillige Helfer an Bord zu bringen und hier und dort natürlich weitere Unterstützung in der Bevölkerung zu erhalten. Dazu musst du ganz einfach darstellen, was sich zeigt und nicht was die Leute sehen wollen. Wenn du so willst, ist es eine Art Journalismus, ein Journalismus, der nicht die Story in den Vordergrund schiebt, sondern den Menschen in seiner Verletzlichkeit, Einfachheit aber auch Seinheit.
Ich muss sagen, hier zu sein, in Lissabon einer Stadt, die so sehr seine Lebensunterschiede zeigt, ist schon krass. Und gleichzeitig erlebe ich die Menschen hier, als die liebevollsten denen ich jemals begegnet bin. Meine Arbeit hier macht es erforderlich, dass ich die Projekte in vor allem sozial schwache Regionen Lissabons besuche. Und ja, man kann es sehen. In diesen Regionen der Stadt ist so viel Leerstand – vor allem auch, weil die Häuser teilweise auseinanderfallen. Es wurden in den vergangenen Jahrzehnten soziale Housing Projekte gestartet, die, wenn man durch die Hinterhöfe geht, aussehen wie Gefängnisse. Die Fenster und Türen sind teilweise mit zentimeterdicken Gittern versehen. Und hierbei geht es nicht darum die Menschen in ihren vergitterten Wohnungen zu halten, sondern das Einbrechen in die selbigen zu verhindern. Es macht mich schon etwas traurig, dass so gebaut wurde. Und um ganz ehrlich zu sein, auch während einer Zeit, wo die lokalen Autoritäten nicht wirklich verstanden, warum es so viel Armut in diesen städtischen Gebieten gab.
Ich muss selber mit unglaublich viel Achtsamkeit durch diese Gegenden laufen. Was mir dabei hilft, ist den Menschen die dort leben mit großer Empathie und Mitgefühl zu begegnen. Diese Leute haben nicht viel, und das, was ihnen teilweise auf sozialer Ebene angeboten wird, sind Dinge wie das Afterschool Projekt oder die Betreuung von sehr jungen Müttern mit ihren Babies, die wir hier vom im ImpactHouse begleiten.
Ehrlich, jedes Mal wenn ich hier bin, brauche ich keine weitere Einleitung oder Erklärung, warum dies so ist. Die Kinder, die von den freiwilligen Helfern betreut werden, sind wundervoll, sprechen teilweise Englisch und sind neugierig. Sie fragen nach unserem Namen, dem Alter und was wir so machen. Es sind ganz normale Kinder, die einfach nicht das Glück hatten in sicheren und sozialgerechteren Verhältnissen aufzuwachsen. Hier geht es auch nicht darum Mitleid oder Traurigkeit darüber zu empfinden, sondern darum die Kinder und natürlich auch die anderen freiwilligen Helfer aus der Community so zu nehmen, wie sie sind, sie zu unterstützen und ihnen einfach liebevoll und tatkräftig zur Seite zu stehen.
Ich kann dir sagen, es macht schon was, wenn ich durch meine Kamera die Verbindung und das Sein dieser Projekte mit ihren Menschen fotografiere. Es ist wie ein Spiegel, der mir zeigt, wie Mitgefühl und Achtsamkeit Verbindung schafft. Also nicht nur Verbindung mit sich selbst sondern – oder insbesondere deshalb die Verbindung zu anderen.
Gott, ich kann mich erinnern, dass ich darüber schon oft geschrieben habe, aber dass dies meinen Kopf entsprungen war. Diesmal geschieht alles in der Realität meiner Beobachtung, dessen was ich wahrnehme, spüre und fühle.
Was für eine reiche Erfahrung.
In wenigen Stunden mache ich mich wieder auf den Weg mit zwei Mädels vom ImpactHouse zum Afterschool Projekt in Alcantara. Ich liebe dieses Projekt mittlerweile, und auch wenn ich hier jetzt momentan noch keine Bilder mit dir teilen kann und darf, so hoffe ich doch irgendwie, dass das was ich schreibe, das Bild in dir malt. Die Kinder kennen mich mittlerweile, auch bei meinen Namen und ja ich freue mich auf sie. freue mich auf ihr Lachen, ihr Streiten, ihre ungebremste Kreativität, und ja manchmal auch ihre erstaunliche Aufmüpfigkeit.
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